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Vorverstärker R7


Der Anfang - Auslöser und sonstige Gedanken

Unsere bisherige Toplinie, die Classic-Line, haben wir ja bereits seinerzeit aufwendig und sehr sorgfältig entwickelt. Alle verwendeten Komponenten wurden in zeitraubenden Testverfahren vor allem gehörmäßig ermittelt. - wir griffen nicht leichtgläubig zu den vermeintlich besten, weil teuersten Bauteilen.
Das Ergebnis gibt uns Recht: absolut wunderbar musikalisch klingende Geräte ohne Effekt oder "Verfälschungen" wie z.B. irgendwelche Kolorierungen.
Sowohl Kunden als auch die Presse sprechen uns höchstes Lob aus   - nicht selten ist der Tenor "viel zu günstig für das Ergebnis – selbst bei doppelten Preisen wäre das Preis-/Leistungsverhältnis immer noch überragend...wie macht Ihr das nur?".

Ja ja, die lieben Gedanken. "Geht es nicht doch noch ein bißchen besser....kann man nicht noch etwas herausholen....ist das das Bestmögliche?" Im Unterbewusstsein hat wohl fast jeder von uns schon mal diese Gedanken gehabt. Und oftmals werden dadurch diverse Prozesse in Gang gesetzt.
So auch bei uns. Befeuert zusätzlich von Gerüchten bzw. Berichten über neue Bauteile, denen teilweise eine dramatische Verbesserung nachgesagt wird, wurden die ersten Analysen und Gedankenspiele gestartet.
Zu allem "Übel" wird uns seit Jahren von freundschaftlicher und kompetenter Seite nahe gelegt, doch endlich mal symmetrische Geräte zu bauen. Ein guter Zeitpunkt, um auch diesen Wunsch umzusetzen.
Es heißt ja nicht umsonst: Stillstand ist Rückschritt.



Die Umsetzung

2016 fingen wir an, anhand der vorhandenen Geräte die erste Versuche zu starten. Alles wurde hinterfragt, alles kam erneut auf den akustischen Prüfstand.
Die Mechanik haben wir ja von Anfang an durch entwickelt und die Ergebnisse gelten heute noch immer. Jetzt ging es vorrangig um neue Bauteile, Verkabelungen, Schaltungen und vor allem um neue Ideen bzgl. des Netzteils. Zudem sollte konsequent alles vermieden werden, was den Klang irgendwie verschlechtern könnte wie z.B. eine Gegenkopplung. So einfach wie möglich, so aufwendig wie nötig. Das war die Vorgabe.

Gleichzeitig sollte die Vorstufe universell einsetzbar sein. Exotische Kabel mit kritischen Parametern und/oder großen Längen sollten genauso problemlos betrieben werden können wie auch z.B. Endstufen mit sehr geringem Eingangswiderstand, ein Trend, der sich ja leider mehr und mehr eingebürgert hat.
Die Schaltung sollte symmetrisch ausgeführt werden – um die asymmetrischen Signale aber nicht zu vernachlässigen, sollten auch diese intern komplett symmetrisch verarbeitet werden, ohne daß das Signal vorher durch Übertrager oder zusätzlichen Symmetrierplatinen läuft.

Auch das Netzteil sollte anders umgesetzt werden als bisher. Bisher verwendeten wir üppige Dual-Mono-Netzteile mit Siebketten; für die neuen Projekte sollten spezielle Netzteilkondensatoren und aktive Regelungen zum Einsatz kommen.

Die Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigten relativ große Abweichungen zu negativen wie positiven Aspekten. Wobei die negativen Erlebnisse leider dominierten.
Viele bestens beleumundete Bauteile, welche fast immer überproportional teuer sind, waren nicht neutral, nicht "echt" im Sinne von "nur das wiederzugeben, was auf dem Tonträger drauf ist". Zugegeben - das ist auch Geschmackssache  - aber wir, AE, haben uns die musikalische Ehrlichkeit auf die Fahne geschrieben. Leider gab es zudem einige Ausfälle bzw. Bauteile stellten sich als nicht langzeitstabil heraus.
2 Parameter kristallisierten sich als grundlegende systemimmanente Probleme heraus:

1. eine wirklich 3D Abbildung mit dem Kernproblem Höhe, sowie
2. der musikalische Fluss

Im Rahmen der Versuche und permanenten Querchecks zeigte sich allerdings, daß die allerwenigsten Geräte / Anlagen eine realistische Höhenabbildung incl. 3D-Rauminformation wiedergeben konnten.
Räumlichkeit im Sinne von Breite und Tiefe ja – echte Höhe, wenn überhaupt, nur schwach ausgeprägt.
   
Im 1. Schritt fingen wir mit den Koppelkondensatoren an. Oftmals das prägendste Bauteil. Über 30  Typen aller Hersteller bzw. Preisklassen standen bereit. Aufwendige Einspielphasen, langwierige A – B Vergleiche, Hörlimitierung - mehr als zwei Paare pro Woche waren nicht möglich.
Die ersten Bewerber schieden aus. Dabei zeigte sich, daß oftmals die teuersten Probanden nicht die für uns Besten waren. Zu viel „Charakter“, zu viele Effekte. Immer wieder wurden Querchecks gemacht, um so viele Fehlerquellen wie möglich auszuschließen. Nach fast 4 Monaten waren DER Kondensator für den Signalbereich sowie DIE Kondensatoren für das Netzteil gefunden (ja, auch da gab es gewaltige klangliche Unterschiede).
Natürlich mag es noch Kondensatoren geben, die wir nicht getestet haben. Durch Faktoren wie Lieferfähigkeit und/oder Lieferbedingungen schied aber der ein oder andere bereits im Vorfeld aus.)

 

 


Im 2. Schritt ging es nun an die Widerstände. Oftmals wird dem Widerstand ja eine nicht so große Beeinflussung nachgesagt. Doch auch hier war Staunen angesagt. Nicht minder deutlich wie bei den Kondensatoren fielen die ersten Tests aus. Dumpf, hell, dünn, hallig, flach, unsauber – die komplette klangliche Bandbreite war vertreten. Wobei die Unterschiede nicht nur im Signalweg zu hören waren: auch Widerstände im Netzteil machten deutliche Klangunterschiede.
Exotischere Widerstände wie z.B. Carbon Foil oder Mills zeigten die größeren klanglichen / tonalen Veränderungen. Andere Widerstände veränderten eher den musikalischen Fluß, das Timing, die Sauberkeit und die 3D-Abbildung.
Im Signalweg haben wir uns letztendlich für die sündteuren Z-Foil-Widerstände entschieden. Jegliche Beeinflussung verschwand, alles wurde extrem sauber und klar - der sprichwörtliche neutrale Draht.
Aufgrund der limitierten Belastbarkeit kann er leider nicht überall eingesetzt werden – aber auch für diese Ausnahmen fanden wir einen überragenden Widerstand.

 

 


Im 3. Schritt nahmen wir uns die Innenverkabelung vor. Gerade hier gibt es viele Mythen und Meinungen. Wir gingen aber ebenfalls ohne Voreingenommenheit an die Thematik: Solid Core, Litze, Silber, Kupfer, Materialmixe - alles kam zum Einsatz.
Erstaunlich waren wiederum die klanglichen Eigenheiten der unterschiedlichen Konzepte. Fluß, Timing, aber vor allem die 3D-Abbildung waren die Hauptfaktoren. Letztendlich ergab eine Kombination das Nonplusultra. Man lernt halt nie aus.

 

 


Weitere Dinge wie Relais, Potis etc. hatten wir ja schon 2008/2009 gründlichst durchleuchtet. Ein kurzer Quercheck bestätigte die damaligen Resultate; nur beim Potentiometer haben wir nochmals eine kleine Auswahl geprüft, damit nun auch ein Display verwendet werden kann.



Die Zusammenfassung

Zusammenfassend waren wir doch sehr überrascht, was mittlerweile klanglich noch möglich ist. Natürlich sprengen sowohl viele Bauteile als auch technische Ansätze den preislichen Rahmen der Classic-Line – aber hier geht es ja um eine Linie, die einfach die Spitze des technisch und klanglich Machbaren darstellt. Keine Kompromisse, konsequent zu Ende gedacht. Da spielt auch der Preis nicht die ganz große Rolle. Trotzdem haben wir aber auch bei diesem Konzept unser Augenmerk auf einen nachvollziehbaren und gerechtfertigten Preis gerichtet.
Die Grundsteine für die Geburt der neuen  „Reference Line“ waren somit gelegt. Im weiteren Procedere mußte natürlich nochmals alles in der finalen Schaltung gegengeprüft werden. Aber ich greife hier schon einmal voraus: unsere Ergebnisse wurden mit der neuen Schaltung bestätigt.

 

Eine kleine Schlussbemerkung

Eines sollte aber erwähnt werden: diese ganze Testerei dauerte bis zum finalen Gerät fast 2 Jahre. Viele machen bzw. können u.a. aus finanziellen Gründen nicht so einen Entwicklungsaufwand  betreiben. Schon gar nicht größere Konzerne, bei denen es strikte Zeit- und Budgetvorgaben gibt.
Das ist der Vorteil von kleinen und kleinsten Manufakturen, wo Begeisterung, Liebe zum Produkt und auch ein Quäntchen Besessenheit noch vorhanden sind.
Und ganz ehrlich - es hat auch nicht immer Spaß gemacht. Manchmal dreht man sich im Kreis, dann spielt einem das Gehör oder der Kopf einen Streich - erstaunlich, wie leicht man sich in "Fehler" einhören kann. Da hilft nur immer wieder der Gegencheck mit der Ausgangskonfiguration - leider manchmal mit einem bösen Erwachen.
Wenn dann aber das Ergebnis stimmt - dann ist die ganze Mühe vergessen. Zudem - die Grundarbeit für die noch kommenden Produkte ist ja nun bereits getan.

 


Technische Daten:

  • Frequenzgang:
    10 Hz - 200 kHz (-3dB)
  • Geräuschspannungsabstand:
    112 dB
  • Fremdspannungsabstand:
    102 dB
  • THD+N: 0,0035 %
  • IMD: 0,059 %
  • Kanaltrennung (10 kHz):
    75 dB
    
  • Eingangsempfindlichkeit:
    185 mV
  • Eingangsimpedanz:
    100 kOhm
  • Ausgangsimpedanz:
    30 Ohm
  • Verstärkungsfaktor:
    3
     
  • Leistungsaufnahme:
    72 Watt
  • Abmessungen:
    480 (B) x 465 (T) x 150 (H) mm
  • Gewicht:
    33 kg (NT),
    22 kg (Signal)